Wahlen 2003: wer die Ladiner im nächsten Landtag vertreten wird / de Hans Karl Peterlini tout da : http://www.ff-bz.com
Florian Mussner, der neue ladinische Landesrat, gilt auch bei den Ladins als netter Mensch. Vergangene Woche aber zeigte er sich nervös: Mussner griff zum Hörer, um ladinische Mitarbeiter des Alto Adige und der Rai anzurufen und sich zu beschweren - einige fühlten sich zumindest sanft unter Druck gesetzt. Der Landesrat, von Landeshauptmanns Gnaden in die Landesregierung berufen, steht vor seiner Bewährungsprobe. Noch fehlt Mussner jene demokratische Legitimierung, die der ladinische Landtagsabgeordnete Carlo Willeit zweimal bei Wahlen erworben hat, wenn auch knapp und mit Glück (1998 durch die Allianz mit der DPS, die dafür leer ausging). Wie schwer sich ein ladinischer Kandidat auf der SVP-Liste tut, zeigte sich am Scheitern von Werner Stuflesser - in Ladinien bestgewählter Kandidat, aber auf Landesebene geschlagen. Am leichtesten schafft es Mussner, wenn die Liste Ladins es nicht schafft.
Dann gilt jene Regel, dass der Ladiner mit den meisten Vorzugsstimmen - egal auf welcher Liste - in den Landtag darf; die meisten Vorzugsstimmen hat traditionell der SVP-Ladiner.
Gesprächsangebote. Das könnte erklären, warum Mussner sich bisher weigerte, die Liste Ladins - obwohl einzige ladinische Vertretung im Landtag - anzuerkennen. Noch vor Mussners Berufung ersuchte Ladins-Präsident Giovanni Mischì den designierten Landesrat schriftlich um Aussprache. Mussner wich zweimal aus. Nach seiner Berufung luden die Ladins den Landesrat erneut zu einem Treffen, wieder nichts. Vorigen Sommer schien Mussner nachzugeben: Er lud Präsident und Vizepräsident der Ladins, Giovanni Mischi und Carlo Willeit, zu einem Treffen am Grödner Joch, 20. Juli, 15 Uhr. Einen Tag davor sagte er ab. Im Jänner 2003 lud Mischì den Landesrat zum vierten Mal schriftlich ein - mit dem Zugeständnis, nur Themen zu behandeln, die für alle Ladiner wichtig seien, und parteipolitische Punkte auszuklammern. Mussner meldete sich telefonisch bei Mischì und sagte, dass es nicht gehe. Als die ff Mussner vergangene Woche über sein Büro kontaktierte, ließ er plötzlich ausrichten: "Das Treffen wurde mit der ladinischen SVP abgeklärt , nun findet es statt: 10. März um 14 Uhr im Büro des Landesrates." Die Ladins waren noch nicht informiert. In den verworrenen ladinischen Verhältnissen sind die Machtströme nicht klar zu erkennen. Hinter Mussner macht vor allem die Grödner SVP Druck, für die Ladins die Stahlhelmträger im ladinischen Bruderkampf. Das hat sich nun im Streit um die ladinische Amtssprache gezeigt. Obwohl seit Jahren mit dem Projekt "Spell" wissenschaftliche Anstrengungen für eine einheitliche ladinische Schriftsprache unternommen werden, beschloss die Landesregierung im Jänner, dass Ladiniens sprachlicher Status quo zementiert werden soll - im Grödental sei Grödnerisch Amtssprache, im Gadertal das "Badiotische". Das ist ein Schritt zurück. Hinter dem Versuch, mit dem "Ladin Dolomitan" (genauer "Ladin Standard") eine einheitliche Schriftsprache zu etablieren, stehen praktisch alle Experten. Hauptträgerin des Projektes ist die Vereinigung aller Dolomiten-Ladiner, die Union Generela: "Es ist schade", sagt Präsidentin Hilda Pizzinini, "gegen das Ladin Standard wird immer mit dem Argument Stimmung gemacht, dass die ursprünglichen, gesprochenen Idiome zerstört werden, aber es geht nur um die Schriftsprache." Wie bei Deutsch: Gesprochen wird Umgangssprache oder Dialekt, geschrieben wird - sogar Tirol und die Schweiz inbegriffen - in ein und demselben Hochdeutsch. Die Standardsprache, die Abweichungen zwischen den Talidiomen glättet, macht einen modernen Gebrauch des Ladinischen und eine Kommunikation über die Täler hinaus überhaupt erst möglich. In ladinischen Internet-Portalen (so z.B. www.noeles.net
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