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Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen
scrit ai 17 June 2006 da les 01:12:19 da noeles |
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Die Karte der Schützen: ein deutscher "Prontuario"
Ausreden und Ausflüchte zur Verteidigung einer nationalistischen Operation durch den Schützenbund
von Mateo Taibon
Es wird ständig das Schlagwort „Zweisprachigkeit ist nicht Zweinamigkeit" hinausposaunt. Cristian Kollmann: "Es sollte aufgezeigt werden, dass das Gebiet des heutigen Südtirol sehr wohl immer schon ein mehrsprachiges Land war, aber nicht flächendeckend." Doch bei den ladinischen Ortschaften wollen die Herrschaften dann nicht mehr auf die Zweinamigkeit verzichten, Ladinien wird flächendeckend mit deutschen Ortsnamen überzogen.
Der "Experte" Kollmann stellt die Kritik als "Gehässigkeiten" hin. Freilich, denn er hat keine Argumente dagegen, sondern nur Ausreden. Wenn aber diese fundierte, wenn auch etwas polemisch vorgetragene Kritik "gehässig" ist, was sind dann die Ausfälligkeiten vom "Experten" und dem Schützenbund? Dieser und die Schützen stellen jede Kritik an den Schützen und ihren extremistischen Positionen als faschistisch hin. Es ist recht erheiternd: beim Austeilen sind sie so rabiat und nur in Ausnahmen nicht beleidigend, bei Einstecken aber so weinerlich. Auch spricht der "Experte" in seinen letzten Antworten von "Wahn". Nun, ein hervorragendes wissenschaftliches Argument. Diese Antworten zeigen die wahre Geisteshaltung ihres Schreibers. Es gab schon andere vor dem "Experten", die Kritiker des "Wahns" bezichtigten: Totalitäre Regime. Der "Experte" ist in bester Gesellschaft. Zur Sache. Zur Karte also, die von sich behauptet, die historischen Ortsnamen zu verwenden. Was die ladinischen Gebiete betrifft ist sie ein Stümperwerk. Ein deutscher "Prontuario". Nicht den historischen Ortsnamen gilt nämlich die Mühe, sondern der Germanisierungswut. So sind auf der Karte die ladinischen Täler mit deutschen Orts- und Flurnamen übersät - bis in die hintersten Winkel. Auch in der Mikrotoponomastik wollen die Herausgeber der Karte nicht auf ein einziges deutsches Exonym verzichten. Berge, Bäche, Seen: alles eingedeutscht. Oft steht die deutsche Übersetzung vor dem ladinischen Toponym, in einigen Fällen stehen sogar nur die deutschen Exonyme (Furcia, Sas dla Porta, Al Bagn). Karten, um sich besser zu informieren, gäbe es zur Genüge. Wir zitieren hier nochmals die hervorragende Karte des Istitut Pedagogich Ladin. Oder aber die Wanderkarten von Tabacco, die für das ladinische Gebiet die Toponyme in den meisten Fällen korrekt und vollständig anbringen - die Mikrotoponomastik wird dabei meist nur Ladinisch belassen. Die Karten von Tabacco könnten und sollten also ein Vorbild sein, denn sie respektieren das Recht einer Sprachgemeinschaft auf ihre Orts- und Flurnamen weit mehr als die Karte der Schützen, die dieses Recht bei den Ladinern vollends übergeht. Freilich, der große "Experte" weist die Tabacco-Namen pauschal zurück. Was der "Experte" nicht weiß, denn er ist ja kein Experte, sondern nur ein deutscher Nationalist: Die Karten von Tabacco wurden mit der Hilfe von Wissenschaftlern erstellt, die die Toponomastik der ladinischen Täler mitsamt deren sprachwissenschaftlichem Hintergrund bestens kennen. Im Gegensatz zum "Experten". Diesen stört es, wenn nur "Jù de Limo" steht ohne "Limojoch", "Curt" ohne "Hof", "Pliscia" ohne "Plaiken, "Börz" ohne "Würz". Der "Experte" hätte also von diesen Karten viel zu lernen: Das Handwerk von Grund auf nämlich. Und vor allem die Grundlage jeder ernst zu nehmenden philologischen Arbeit: Redlichkeit.
Zweisprachigkeit ist nicht Zweinamigkeit. Es wird ständig das Schlagwort „Zweisprachigkeit ist nicht Zweinamigkeit" hinausposaunt. "Es sollte aufgezeigt werden, dass das Gebiet des heutigen Südtirol sehr wohl immer schon ein mehrsprachiges Land war, aber nicht flächendeckend." Doch bei den ladinischen Ortschaften wollen die Herrschaften dann nicht mehr auf die Zweinamigkeit verzichten, Ladinien wird flächendeckend mit deutschen Ortsnamen überzogen. Die Karte zeigt den Geist ihrer Macher: Deutsche Namen für ladinische Bäche, Seen, Berge etc. sind „flächendeckend" angeführt, bis ins letzte Eck (da haben die Macher ja gründlich gearbeitet ). Ladinische Exonyme jedoch vermisst man. Funès, Braies, Vandoies, Sorafurcia, Sanciana, Tluses. Die ladinischen Exoyme sind allesamt historisch, oft auch älter als die deutschen Topoynme. Die Karte darf also nicht den Anspruch erheben, den sie im Untertitel formuliert. Des öfteren spricht der "Experte" eine "Modellkarte" an, nennen wir sie so. Also hat sich die Operation der Schützen und seines "Experten" offenbar im Wesentlichen darauf beschränkt, eine bestehende Karte von italienischen Namen zu "säubern".
Eigene Prinzipien mit Füßen getreten Die Schützen fordern: - Einsprachigkeit der Toponyme (Monolinguismus) für Gemeinden, Fraktionen usw. - Einsprachige Mikrotoponomstik Bei den Ladinern gilt das nicht: da führen sich die Schützen und ihr oberster "Experte" wie jene auf, die sie als "Faschisten" beschimpfen. Zitat: "Na Herr Kollman, werden Sie den selbstgesetzten Forderungen so schnell untreu, wenn es sich um ladinische Toponyme handelt? Wer Exonyme sät, wird Exonyme ernten müssen."
Deutscher Prontuario Die ladinischen Exonyme finden wie gesagt nicht Eingang in die Karte, die sich so schon auf den ersten Blick als Dokument des Germanisierungswillens entpuppt. Als deutscher Prontuario. Der „Experte" unternimmt Anstrenungen, um die chauvinistische Ungleichbehandlung zu rechtfertigen und ladinischen Exonyme zu Legitimierung wegzureden. Wenn das ladinische Gebiet mit deutschen Exonymen übersät wird, dann müssen auch die ladinischen Exonyme angebracht werden. Offensichtlich sind für die Verantwortlichen der Karte deutsche Namen mehr wert als ladinische. Nun sucht der selbsternannte "Experte" auf die Einwände nach Ausflüchten, Ausreden und zuletzt nach Gegenangriffen unter der Gürtellinie. Denn Argumente hat er nicht.
Die erste Ausrede: Keine Zeit Wenn man so eine Karte herausgibt mit solchen Ansprüchen, sollte man sich die Zeit nehmen. Doch war es nicht die Zeit, sondern der Wille. Hinter der Karte und ihren Mängeln steckt nicht Zeitmangel, sondern Absicht. Man will alles deutsch einfärben, wie Tolomei italienisch eingefärbt hat, um ein Herrschaftsgebiet abzustecken. Tolomei ist ähnlich wie der "Experte" mit Halbwissen und Nationalismus ans Werk gegangen.
Nächste Ausrede: Platzgründe Lachhafter hat nie einer argumentiert, der den Anspruch erhebt, Wissenschaftler zu sein. Platz schafft man durch Schriftgrößen und graphische Anordnung. Wenn man schon zu ungeschickt ist, um das selbst zu machen, so reicht ein Blick auf die Karte des Istitut Pedagogich Ladin, um zu wissen: Platz finden ist eine Frage des Willens. Sehr wohl aber wurde er Platz gefunden, um flächendeckend deutsche Exonyme unterzubringen. Noch einmal: Es war Absicht, wie weitere Ausreden belegen. Und wie der „Experte" ja auch in seinen haarsträubenden Deutungen alles Romanische wegzureden versucht.
Ausrede Sprachgebiet Am Beispiel der ladinischen Flurnamen der Seiseralm sagt zeigt sich der Widerspruch: Man fordert für die Deutschen, was man im gleichen Atemzug den Ladinern verwehrt. Der „Experte" schreibt: „Die Karte vom Gebiet der Seiser Alm ist mir freilich bekannt; allerdings hat diese einen weitaus größeren Maßstab; und dass auf der besagten Karte außerdem tolomeisch-faschistische bzw. pseudoitalienische Namen, angefangen bei „Siusi" sofort ins Auge stoßen, scheint für Sie, offenbar kein Kritikpunkt zu sein. Wenn schon, ist es genau diese Nomenklatur, mit der Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebiets überhaupt nichts zu tun hat." Was hat dann die deutsche Nomenklatur mit der Siedlungsgeschichte zu tun? Gar nichts. Warum werden dennoch alle Toponyme Ladinien auch deutsch angegeben? Ich antworte mit dem User, der besser argumentiert als ich: „Es gibt in den ladinischen Tälern keine "Deutsche Siedlugnsgeschichte", sehr wohl aber ladinische Siedlungsgeschichte in nunmehr eingedeutschen Gebieten, z.T. bis in die Neuzeit (z.B. linke Eisacktalseite von Lüsen, über Kastelruth bis Welschnofen, um nicht vom Obervinschgau zu sprechen). Die Toponyme sind hier, für alle sichtbar, ein beredtes Zeugnis der historischen Wurzeln, siehe z.B. Toponyme in Vilnöss, die nur über das Ladinische zu erklären sind. Diese haben historisch sehr wohl Aussagekraft. Sämtliche ladinischen Exonyme werden aber unter den Teppich gekehrt." Warum also sehr wohl deutsche Exonyme, aber keine ladinischen Exonyme? Weil hier eine Germanisierungsaktion das Ziel ist.
Weitere Ausrede: Amtssprache Die Seiser Alm/Munt de Sëuc hat wie gesagt viele historische ladinische Toponyme. Der "Experte" übergeht sie wie die anderen ladinischen Exonyme auch. Argumentation zu „Braies": „Hierzu sei Folgendes gesagt: Ladinische Exonyme für Gemeinden oder Fraktionen wurden auf der Karte nicht angegeben, weil in den betreffenden Gemeinden Ladinisch nicht Amtssprache ist." Da staunt man! Nun ist auf einmal, in der argumentativen Auswegslosigkeit, die Amtssprache das Kriterium. Wenn aber tatsächlich die Amtssprache das Argument ist, dann muss man Südtirol mit italienischen Orts- und Flurnamen übersäen (wie das der "Experte" in Ladinien mit den deutschen Exonymen macht). Aber die das tun sind "Faschisten". Wenn das der "Experte" mit einer anderen Sprachgemeinschaft tut - warum denn soll das nicht Faschismus sein?
Eigene Lügen weiterspinnen Zu "Braies" schreibt der "Experte": "Bedenken Sie bitte, dass es in all diesen Fällen als „italienischer" Name und nicht als ladinischer Name klassifiziert wird. Das auch dies ein Mangel ist, der zudem sehr wohl nationalistisch, d. h. tolomeisch-faschistisch motiviert ist, muss ich Ihnen wohl nicht sagen." Ja, da schließt sich der selbsternannte Wissenschaftler offiziell den Ignoranten an. Aber ob "Braies" als "tolomeisch-faschistisch" klassifiziert ist oder nicht, macht keinen Unterschied: Braies ist ein alter ladinischer Name. Der "Wissenschaftler" sollte nicht Märchen weitererzählen, sondern Fakten analysieren. Was aber der "Experte" gar nicht kann, denn er hat ja eine paranoische Abneigung gegen alles Romanische und kennt das Ladinische nicht einmal ansatzweise. Außerdem: "Braies" wird nur von den Schützen und ihren "Fachleuten" als "faschistisch" klassifiziert. Kein Wissenchaftler macht so einen Fehler: Das ist entweder vollkommenern Dilettatismus oder wissentliche Verzerrrung. Oder beides zugleich in einer unseligen Kombination, die schon immer die chauvinistischen Ideologien gelenkt hat. Der "Experte" und Tolomei gehören in die gleiche Kategorie der Wissenschaflter.
Ausrede der Idiome Um die ladinischen Exonyme wegzureden, bringt der "Experte" die verschiedenen Varianten ins Spiel, wie Balsan gegen Bulsan. Nun, die einen sagen "Boazn", die andern "Botzn" - schreiben tut man "Bozen". Geht dem Experten ein Licht auf? Nein. Dennoch: Welche Version gewählt wird, sollte er unsere Sache sein lassen, wir benötigen keine Bevormundung durch einen Pseudowissenschaftler aus einer anderen Sprachgruppe, der nur die Säuberung der Karten zum Ziel hat und nicht deren seriöse Erforschung.
Miese Ausrede: Die nächste Karte Immer wieder spricht der "Experte" von einer "nächsten Karte", in der Fehler behoben werden sollen, um aber im gleichen Atemzug die Berechtigung ladynischer Exnoyme abzustreiten, für die deutschen Exnomye aber haarsträubende Rechtfertigungen zu liefern. Wie im Fall von "Kurfar": für diese abstruse Verballhornung (die nicht mehr verwendet wird, es sei denn von Deutschnationalen, die damit ein Herrschaftsgebiet abstecken wollen) bietet er eine Ableitung an, die nur belegt, dass er keine Ahnung hat. Da ist man schon bei der Dokumentenfälschung angelangt. Ich zitiere hierzu den User im Schützenforum: „Wenn man eine Karte mit "historisch gewachsenen geografischen Namen", wie großspurig auf dem Aussenblatt verkündet wird, in einer Auflage von 35.000 tausend Exemplaren druckt, würde man sich viel mehr wissenschaftliche Seriosität erwarten, siehe Beiträge weiter oben. Herr Kollmann, seien Sie nicht so scheinheilig, es geht Ihnen nicht, um Verbesserungsvorschläge. Alles was nicht im Bild passt, wird einfach mit "Mangel an ..." weggewischt, total unseriös. Solche groben Fehler sind unvorstellbar in der Wissenschaft. Sie fallen sogar einem Laien auf. Bitte unterlassen Sie einen weiteren Nachdruck, es ist der Welt dann besser gedient. " Meine ergänzende Frage: Warum man das nicht bei einer ersten Karte richtig und gerecht machen konnte, wird nicht schlüssig erklärt. Und weil sie eben nicht richtig ist und schon gar nicht gerecht - und das mit Absicht, ist es ein Stümperwerk. Die Karte die Bestätigung dafür, dass die Gruppe bei Ladinien genau jenes nationalistische Verhalten an den Tag legt, das man den Italienern vehement zum Vorwurf macht. Die Karte ist ein Prontuario des deutschen Nationalismus.
- Anhang: zum Schützenforum
Der inquisitorische Geist ist nicht zu leugnen. Christian Kollmann, Toponomastik-"Experte" der Schützen, ist brennend daran interessiert, wer sich hinter den Usern versteckt, die mit den Nick "Croderes" und "Germania" ihm zu widersprechen wagen. Mit einem Blick in www.noeles.net will er aus der Kürzel des Schreibers wissen, wer es ist. Nun, dem "Experten" mit der eigenartigen Neugier teile ich mit, dass ich nicht Croderes bin und nicht Germania. Er sollte sich also hüten, diese Lüge zu wiederholen. Ich lasse gerne gerichtlich bestätigen, dass ich es nicht bin. Was aber nicht heißt, dass ich deren Einwände nicht teilen würde.
Es ist eine eigenartige Gesinnung, welche die Anonymität der Nicknamen nicht akzeptieren will. Entweder der Schützenbund schreibt allen Usern vor, mit dem eigenen Namen zu posten, oder aber es gilt für alle das Recht, einen Nick zu verwenden. Nach der Person, die hinter einem Nick steht, wird sonderbarerweise nur dann gefragt, wenn der Schützenbund kritisiert wird. Als Rechtsextreme und Nazis im Forum unbeanstandet Hitler-Parolen und DVU-Stellungnahmen zum Besten gaben, wurde den Usern nicht vorgeworfen, dass sie sich hinter einem Nick versteckten. Auch wird das nicht denen vorgeworfen, die die SVP, in eindeuetiger rechtsextremer Gesinnung, als "Südtiroler Verräterpartei" bezeichnen. Außerdem meldete sich das SSB-online-Team zu Wort, "Germania" und Croderes" seien ein- und diesselbe Person; man bitte die User, nur einen Nicknamen zu verwenden. Auch das mutet sonderbar an. Zum einen ist diese Regel nirgends angeführt. Bei Kritik werden also Regeln ad hoc erfunden. Als der unsägliche Thomas Maran seinen NS-Ideologie im Schützenforum ausbreitete - ungestört, da meldete sich das SSB-online-Team nicht maßregelnd zu Wort - und dieser behauptete, die Postings seien ihm untergeschoben worden, konnte das SSB-online-Team angeblich nicht so schnell sagen, ob alle Postings vom gleichen Computer aus gemacht wurden. Aufgrund der Auseindersetzung um die ladinischen Ortsnamen wird deutlich: das Team wusste, wollte aber nichts sagen. Bis heute hat sich der Schützenbund nicht gebührend von den Nazi-Postings distanziert (falls man sie überhaupt als solche erkannt hat): "Faschismus stört nur, wenn er italienische ist", schrieb ich dazu in der Zeitschrift bedrohte Völker - pogrom.
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Betreff: Afers / Eores Autor: Cristian Kollmann Datum: 28/08/2001 12:27:18
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Herr Taibon!
Vielleicht sollte ich noch kurz zur Etymologie von Afers Stellung nehmen: Wir haben es hier mit einem vorrömisch-indogermanischen Namen *âperes zu tun. Dieses *âperes entspricht etymologisch genau unserem Wort Ufer (< idg. *âper-). Der Name Afers konnte demnach ursprünglich "Ufer" oder "Rain [am Bach]" bedeuten. Im Alpenromanischen wurde *âperes zu *âveres. Die Form *âveres gelangte ins Deutsche. Hier wurde *âveres zu *âvrs > *âvers > âfers und in der Mundart zu ôfers. Im Romanischen entwickelte sich *âveres über *âvres zu *âures und schließlich im Grödnerischen zu Ëures. Tolomei nutzte dieses Ëures für sein erfundenes Èores. Das ladinische ëu klang im offenbar zu wenig italienisch. Daß aber "richtig" italianisiert lad. Ëures aber Apres (vgl. grödn. cëura, ital. capra) lauten müßte, konnte Tolomei klarerweise nicht wissen, war er doch ein sprachwissenschaftlicher Dilletant, wie so mancher seiner Nachfolger.
Wer von den Ladinern sagt "Eores"? Herr Taibon, wissen Sie, daß der Name im Grödnerischen, sofern er überhaupt noch existiert, "Ëures" heißt, mit demselben "ëu" wie in grödn. cëura "Ziege"?
Ich weiß sehr wohl, daß in modernen Gadertaler Lehrbüchern oft Eores zu finden ist, allerdings frage ich mich, wie ernst diese Form zu nehmen ist, da Eores innerladinisch unerklärbar ist. Es sei denn, man rechnet mit einem Import aus dem älteren Deutschen (so wie z.B. Jeo, Jevun für Säben). Der Name Eores ist daher mit Sicherheit nicht primär, sondern - seine tatsächliche Existenz vorausgesetzt - wurde über älter dt. *âvers importiert.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler mit Schwerpunkt Onomastik und Dialektologie am Südtiroler Landesarchiv |
Betreff: Afers / Eores Autor: paul videsott Datum: 29/08/2001 09:32:31
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Die Frage, ob "Eores" für dt. Afers eine tolomeische ERFINDUNG ist, kann nur verneint werden. Vielmehr handelt es sich um den lautgesetzlichen Fortsetzer der gleichen Basis, die dt. Afers zugrundeliegt. Herr Ch. Kollmann setzt diese (gemeinsame!) Basis in seinen vorhergehenden Mails als *averes an. Während die dt. Entwicklungskette m.M. nach korrekt ist, muss die lad. Kette insofern verbessert werden, als *averes > *avres > *âures > grödn. *éures ergeben hätte (mir ist eine gröd. Form nicht bekannt, jedoch ergibt â > e im grödn. normalerweise é [geschlossen] - vgl. sél < SALE [vor -R- aber è [offen] vgl. rèr < RARU], zu ë wird hingegen â im grödn. nur, wenn altes c´ (< CA) vorausging, also cësa < CASA und eben cëura < CAPRA, doch in *Eures / Afers liegt kein CA vor. Im Gadertalischen wird hingegen *averes > *avres > *âures > gad. eures (so meines Wissens erstmals belegt in Janmattî Declara: Valgünes recordanzes ladines [geschrieben 1881-1884 - also weit vor 1923!!], veröffentlicht 1987, S. 52: Funés, Eures (3x!), Lejun, Redant, Tais, Cudun, ... Auch K. Finsterwalder führt in seinem Artikel von 1934 "Neues über Pirra und Ahrn", S. 413, FN 24 - zitiert nach TONK S. 982 lad. èores an; ich glaube wohl, dass er zwischen einem alten, einheimischen ladinischen Namen und einer damals aktuellen tolomeischen Erfindung unterscheiden konnte. Aus Eures konnte dann Eores werden wie aus feur 'Schmied' in Teilen des Gadertals feor geworden ist: FABRU > Rina: fèor, San Martin / La Val: féor, Badia: fèur, S. Ciascian / Corvara / Colfosch: fèor (ALD-I, 282), zum Lautlichen auch FABRICA > gad. feuria (Martini, vgl. auch den Hofnamen Rudiferia). Dass das seltene -eu- gerade im unteren Gadertal zu -eo- tendiert, fällt z.B. auch beim Personennamen Eugenio > Eogenio auf. Das Exonym ist mir jedenfalls vollkommen geläufig, und zwar habe ich den Namen von älteren Leuten gehört, und nicht aus Schulbüchern übernommen. Die Tatsache, dass der lad. Name den Wandel von a > e mitmacht, beweist, dass er sicher schon vor dem 12. Jh. im Gadertalischen bekannt war (im Grödnerischen dauert dieser Wandel bis ins 16. Jh.), andernfalls würde er noch heute *aures lauten; außerdem muss in der Basis von einem stimmhaften -v- ausgegangen werden, und drittens wurde der Name, als er ins Ladinische gelangt ist, noch mit â gesprochen und nicht mit dem bereits velarisierten bairischen ô! Das alles spricht für eine Präsenz des Namens Eores, älter Eures im Ladinischen des Gadertals seit dem 13. Jh. mindestens: er ist also gute 700 Jahre alt! Dass er hingegen urkundlich erst später belegt ist, ist eine andere Sache: das Ladinische war nie Kanzlei- oder Urkundensprache. Abschließend noch eine Bemerkung: es gibt in Südtirol wahrlich viele tausende tolomeische Erfindungen, die es sich abzuschaffen lohnt, den paar Dutzend ladinischen Namen, die er damals für seine italienische Nomenklatur übernommen hat, sollte man hingegen nicht das Attribut "historisch gewachsen" absprechen, denn das sind sie sehr wohl. Zur Abkühlung der Gemüter empfehle ich noch eine Lektüre von: Lois Craffonara, Probleme der geographischen Nomenklatur im Sellaladinischen Bereich, in: Ladinia 13 (1989), 53-68, insbesondere die Seiten 62-65.
Paul Videsott
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Betreff: Afers / Eores Autor: SSB - Online Team Datum: 29/08/2001 11:00:00
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Sehr geehrter Herr Videsott, wir danken Ihnen sehr für Ihre wissenschaftlichen Ausführungen hier! Die Diskussion, ob es ein historisches ladinisches „Eores“ für Afers gibt oder nicht, überlassen wir den Experten, die sich darüber offensichtlich nicht einig sind.
Fest steht – auch für uns Laien – dass „Eores“ als italienischer Namen für Afers ein Werk Tolomeis ist, der sich bei dieser und ähnlichen Gelegenheiten eben der existierenden ladinischen Bezeichnungen bediente.
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Cumpeida mesana de oujes: 3.85 Oujes: 7

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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 18 June 2006 da les 20:28:34 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | L'estrat dal forum mostra tler l'ideologia dl Schützenbund (ch'an spera che ne sides nia l'ideologia di scizeri dles valades ladines), ideologia che stà tl manipolé resultac d'enrescida scientifica.
Sce val ne i plej nia, vegnel manipolé. Ajache la scienza ne i dà nia rajun a söa versciun ("Eores n inom fascist"), dijai che i esperc sii "offensichtlich nicht einig". Ci che n'é nia vei. I esperc é a öna, mâ le pseudoespert di scizeri va decuntra y cunta favoles.
Mo l comportament dl "espert" mostra tlo tler co che al laôra:
competenza degüna, ô ince i tó ai esonims ladins la "Ernsthaftigkeit" (ci che an podess a pora nia interpreté desco razism, razism co é ince tlo de söa averjiun cuntra döt ci co é de raísc latina y ladina).
Mo rodunt olache al chir vertores por entorcheré i fac dla cherta de Südtirol (söa tuta de posiziun) ál ince le link a söa proposta ofiziala por la toponomastica.
Y danlò stàl scrit tler co che les inteziuns é:
I inoms ladins de posc nia ladins é metüs te n piz
"Ladinische Namen für
Örtlichkeiten in Deutsch-Südtirol
(diese sollten nur in Ladinien amtlich gebraucht werden)"
Ales critiches respognel con la ligna de vertores, mo te so prontuar dijel tler:
"diese sollten nur in Ladinien amtlich gebraucht werden".
der Pseudoexperte überführt sich selbste der Lüge. |
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 18 June 2006 da les 20:50:37 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | Nachtrag und Ergänzung:
Ich brauche wohl nicht eigens zu erwähnen, dass ich dem deutschen Nationalismus in Südtirol und seiner emsigen Tätigkeit zur Absteckung des Herrschaftsbereiches des Deutschtums - wie eben die Stümper-Karte - einige recht deutliche Absätze widmen werde in der Zeitschrift "pogrom".
Zur etwas eigenartigen Haltung der Schützen zu Rechtsextremismus und NS-Ideologie habe ich ja schon einen Artikel geschrieben, der seine Wirkung nicht verfehlt hat.
http://www.gfbv.it/3dossier/eu-min/recht-st.html
Während sich das SBB-Team zu Wort meldet, weil Germania una Croderes dem Deutschen Prontuario zu widersprechen wagen, blieben Aufrufe zur Bücherverbrennung, Verharmlosung des Holocaust und antisemitische Parolen der übelsten Sorte monatelang unbeanstandet. Faschismus stört eben nicht, wenn er deutsch ist.
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da Jandaniel ai 18 June 2006 da les 22:13:17 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | "Amtlichkeit" wird als Argument für deutsche Exonyme herangezogen, genau dasselbe Argument wird von "Alleanza Nazionale" und anderen italienischen Rechtsparteien, herangezogen, um die tolomeischen Namen gänzlich beizubehalten, denn schließlich ist Italienische ja die Staatssprache. Bezeichnend, dass genau Kollman und der Schützenbund, sich dieses Argument aneignen, um Deutsche Toponyme in nicht-deutschen Gebieten Südtirols aufzuzwingen. |
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 18 June 2006 da les 23:12:50 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | sce sce, wie sehr der Schützenbund und ihr Pseudoexperte denen gleichen, die sie als "Faschisten" bezeichnen.
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 20 June 2006 da les 13:49:55 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | le test é online, lauré fora n zich plü avisa, ince sön:
www.gfbv.it/3dossier/ladin/prontuario.html
n vedl documont:
www.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010828de.html
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 21 June 2006 da les 19:46:18 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | zwischen Ungläubigkeit und Erheiterung stelle ich fest, dass man nun schon privat mit Mails belästigt wird durch einen Pseudoexperten, und zwar in einer überaus unhöflichen Form.
So eine präpotente Sturheit im Versuch, Unwahrhreit zu Wahrheit umzuschreiben, ist mir noch nie begegnet außer bei den nationalistischen Serben.
Bis heute hat er freilich nicht die Kritik meines Artikels widerlegt.
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da amich_dl_dolomitan ai 22 June 2006 da les 13:28:47 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | Brao Mateo, almanco zachei che tol posizion ... da nosc "rapresentanc" dla SVP "ladina" o dai scizeri "ladins" pón aspeté die ...
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Re: Südtirol: Karte mit historisch gewachsenen Namen (ponc: 1) da MateoTaibon ai 23 June 2006 da les 13:52:36 (Infos sun l utilisadour | Ti mané n messaje privat) | da habe ich ja noch was aus dem Archiv geholt.
Der Schützenbund hatte im Oktober 2002 eine "ethnsichen Namenssäuberung" verlangt. Jetzt versucht man, diese durchzuführen.
http://www.gfbv.it/2c-stampa/02-3/021009de.html |
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